Studie I – vom Herztod zum Halb-Marathonlauf

2012 nahm ich mir vor, statt mich einer Bypass-Operation zu unterziehen, an einem Marathonlauf teilzunehmen.
Es dauerte etwas über ein Jahr, bevor ich mein Vorhaben in die Trainingstat umgesetzt hatte. Vorher gab es einiges für mich zu verarbeiten. Zuerst die Frage, ob ich diesen “Wahnsinn” überhaupt machen wollte. Die beantwortete ich mit einem klaren “Ja”.
Dann war es wichtig festzustellen, ob das überhaupt möglich ist mit meiner Herz-Vorgeschichte. Laut den ÄrztInnen “Nein”. Laut meinem Gefühl “Ja”.

Die Inventur meines körperlichen Zustands war schnell erstellt.

  • Ein erster Herzinfarkt, der sich unbemerkt entwickelt hat. Dem habe ich die immer noch völlig verschlossene Herzhauptarterie (LAD) zu verdanken. Das Leben rettete mir ein bio-physikalisches Phänomen, natürliche Bypässe, Arteriogenese genannt. Um die Verschlussstelle in der LADhaben sich hauchdünne Kollaterale (im Durchmesser ein tausendstell einer normalen Arterie) gebildet.
  • Den zweiten Herzinfarkt erhielt ich in einem Krankenhaus. Von dem bekam ich einen 20 Minuten anhaltenden Herzstillstand und mein Gehirn stand, einige Sekunden später, genauso still. Die ÄrztInnen schafften es, mich zu reanimieren.
  • Um die verschlossene Arterie zu öffnen, wurden weitere vier Mal versucht, mit einem Katheder durchzukommen. Jeweils hing ich dabei ca. zwei Stunden unter offenen Röntgenschirmen und erhielt eine Menge Kontrastmittel gespritzt. Nachdem ich mir in einem CT (Computertomographie) Meine Strahlungswerte haben sicherlich an manchen Märkten das Obst für ein halbes Jahr haltbar gemacht.
  • Die verschlossene Hauptarterie (LAD) ist immer noch verschlossen (Stand 2021).
  • Meine Leberwerte waren so stark erhöht, dass die Leber verdickt war.
  • Mir wurde Diabetes II diagnostiziert.
  • Ich bekam nach einem Jahr, 2014, Hautkrebs.
  • Blutwerte waren desolat.
  • Meine Psyche war, durch einen “dunklen Begleiter”, heftig angeschlagen.
  • Die Anzahl der täglich einzunehmenden Tabletten belastete mein System.
  • Mein Gewicht betrug, bei einer Größe von 186 cm, untrainierte 98 kg.
  • Ich bin nicht operiert worden (Stand 2021)

 

Die Studienidee:

Studieninhaltnicht wissenschaftlich dokumentiert / Semiprofessionell / Selbststudie mit eingeschränkter, externer Kontrolle (regelmäßige Herzuntersuchungen) / Ergebnisorientiert
StudienideeUnter den oben genannten Voraussetzungen, innerhalb von 3 Jahren, einen Marathonlauf, zumindest einen Halbmarathonlauf,  zu absolvieren
ZielPhysisch und psychisch zu gesunden und Leistungssport zu betreiben
Forschungsfragen1. Ist das mit einer Kombination aus physischen Training und Mentaltraining zu bewältigen?
2. Wie hoch ist jeweils der physische und psychische Trainingsanteil?
3. Ist das ohne Mentaltraining zu schaffen?
4. Wie wirkt sich das Training auf den Tablettenkonsum aus?
5. Wird mit dem Training die Arteriogenese angeregt?
Forschungsdesignqualitativ, da ich nur meine eigenen Daten auswertete und mir meine eigenen Fragen beantwortete

 

Fragebogen
StichprobeDie Stichprobe bestand nur aus mir, einem 58 Jahre alten Mann, im oben genannten Zustand
Interview
KategorienBiduktive Betrachtung durch bestehende Trainingsvorgaben und einer neuen Form eines Mentaltrainings
Erhebung der DatenDatenerhebung sind Fotos (eigene und Presse), Presseinterviews und Film-Interviews (TV)

 

Auswertung der DatenErgebnis

 

TabelleTabelle
FazitDie Zusammenfassung

 

Ablauf:

Am 08. März 2014 setzte ich mein Vorhaben in die Tat um und nahm mir vor, den Währinger Park, im 18. Wiener Bezirk, mehrfach zu umrunden. Mein erster Lauf endete nach knapp 100 Metern mit einem leichten Angina Pectoris – Anfall. Der hat mich so erschreckt, dass ich mir vornahm, nie wieder zu laufen.
Am nächsten Tag war der Schrecken vorüber und ich ging vorsichtiger ans Werk. Langsam lief ich 110 Meter und steigerte täglich meine Leistung um wenige Meter.

Ich lief 4 x in der Woche und an zwei Tagen übte ich mich im Mentaltraining. Die Strecke, die ich allmählich abgelaufen bin, visualisierte ich und lief sie mental weiter und ein wenig schneller als ich es physisch schaffte. Beim anschließenden physischen Training versuchte ich zu erreichen, was ich psychisch schon durchstanden hatte.

Nachdem ich fähig war, 3 km an einem Stück zu laufen/gehen/laufen , konzentrierte ich mich auf mein Innerstes und visualisierte, vor meinem geistigen Auge, mein Herz. Ich sah die feinen Umgehungsarterien, die Kollateralen, wie sie die verschlossene LAD überbrücken und nahm mir vor, sie so dick aufzupumpen, wie die Hauptarterie. Mein Herzchirurg sagte mir, dass das nicht möglich sei. Knapp zwei Jahre später sagte er, dass das immer noch nicht möglich sei, es bei mir aber irgendwie funktioniert hätte.

Um von den 98 kg Gewicht herunterzukommen nahm ich mir vor, alles zu essen, aber nicht mehr solch eine Menge, wie früher.
Der Körper benötigt eine ausgewogene Menge Kohlenhydrate, Proteine, Fette und Flüssigkeit. Die Portionen, die ich mir genehmigte, waren so groß, wie sie in Restaurants angeboten werden. Damit war nicht die XXL-Burger-Restaurants gemeint.

Ich nahm keine zusätzlichen Präparate zu mir, außer biologische Mikronährstoffe.

Damit ich nur auf meinen Körper hörte, um mich auf jede Reaktion einzustellen, verzichtete ich auf Pulsmessgeräte, Schrittzähler, etc. und auf Musik oder Hörbücher beim Laufen.

Probleme:

Durch den erhöhten Blutdruck und der verschlossenen Arterie staute sich das Blut vor dem Herz. Die sich immer weiter bildenden Kollateralen schafften es noch nicht, das Blut reibungslos durchfließen zu lassen. Dieser Stau bereitet Schmerzen (Angina Pectoris) und zwang mich zum langsamen Gehen, bis das Blut wieder normal floss. Auf diese Weise kam auch zu wenig Blut, mit frischem Sauerstoff, in die Beine und sie fühlten sich dadurch betäubt an. Das Gefühl, keinen Bodenkontakt mehr zu haben war beängstigend und störte das Gleichgewicht. Der Körper wurde gezwungen, langsam zu gehen. Kamen das Blut und der Sauerstoff wieder in den Beinen an, bereitete dieser Vorgang Schmerzen, als ob die Beine innerlich brannten.

Beim Vienna City Marathon 2016 trat ich mit der Nummer 544 für den Marathon an. Beim Start ließ ich mich von den anderen LäuferInnen mitreißen und lief schneller, als ich es von meinem Training gewohnt war. Bis dahin benötigte ich immer 1,5 km, um meinen Körper langsam auf Leistung einzustellen. Durch das für mich zu schnelle Anlaufen bekam ich nach 2 Kilometern Sauerstoffprobleme. Die bekam ich dann irgendwie in den Griff, spürte aber eine größere Belastung, als ich es vom Training her, nach diesem Kilometerstand und der zurückgelegten Zeit, gewohnt war. Nach 18 km rebellierte mein Körper, ich fühlte meine Beine nicht mehr und ich hatte vor, den Lauf aufzugeben.

In diesem Augenblick erschien meine Frau, wie eine Paparazza, fotografierte und feuerte mich an. Ich tat das, was jeder Mann in solch einer Situation machen würde. Ich erinnerte mich an den Film „Forrest Gump“ und lief die restlichen ca. 3 km, um zumindest den Halbmarathon zu schaffen.

 

Fazit:

Dreieinhalb Jahre nach meinem Herzstillstand lief ich den Vienna City Halbmarathon 2016 in 3 Stunden und 20 Minuten. Dadurch wurde ich zwar nicht in die Top-Ranglisten notiert,  habe aber die Distanz von 21,0975 km in einem Wettkampf geschafft.

Die Expertenmeinungen gehen auseinander, weil keine Vergleichsmöglichkeiten existieren. Jeder Arzt hat abgeraten, solch ein Wagnis einzugehen. Natürlich ist es allen, auch untrainierten, 60 jährigen Personen möglich, mit einem vernünftigen Konzept, nach einem Zeitraum von 6 Trainingsmonaten einen Halbmarathon zu laufen. Wie lange dauert ein Training aber mit einer verschlossenen Herzarterie oder ist es überhaupt möglich, damit einen Halbmarathon zu laufen?

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass ich es ohne das Mentaltraining nicht geschafft oder durchgehalten hätte.
Geschafft habe ich ihn jedenfalls.

Wirkung des physischen Trainings:

  • Mein Gewicht reduzierte sich auf 91 kg.
  • Blutdruck 120 zu 65 mit einem Ruhepuls von 48
  • Bei Leistung keine Angina Pectoris- Anfälle mehr
  • Blutwerte im normalen Bereich
  • Leberwerte ohne Befund
  • Diabetes II nicht mehr nachweisbar

Wirkung des Mentaltrainings:

  • Psyche unauffällig
  • direkte Leistungssteigerung oder Zielerreichung durch das Mentaltraining konnte nicht einwandfrei nachgewiesen werden (Studie muss mit einem neuen Konzept wiederholt werden)
  • Studie I wird in Studie III im Dezember 2021 als Langzeitstudie (365 Tage), unter wissenschaftlichen Maßstäben, wiederholt

Kommentare:

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