Bio-psycho-soziales Modell (Teil 2 der anderen Sicht über die Gesundheit)

Autor: Peter Riese, MSc

In der Schulmedizin werden Krankheiten mechanistisch behandelt. Das Bio-psycho-soziale Modell betrachtet Krankheiten als Störung der Interaktion von körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren, die nicht eigenständig, sondern Teile eines verflochtenen Ganzen und demzufolge alle beachtenswert sind.

Nach dem Bio-psycho-sozialen Modell werden psychische und physische Erkrankungen als Schädigung der Körper-Seele Harmonie betrachtet. Solch eine Schädigung wirkt sich auf den gesamten Lebenskontext des erkrankten Menschen aus. Dadurch, so das Bio-psycho-soziale Modell, kann der medizinische Ansatz sich nicht darauf beschränken, Krankheiten rein mechanistisch zu betrachten. Sie sind Zusammenspiele und dynamische Wechselwirkungen von negativ verlaufenden, biologischen, psychologischen und soziokulturellen Faktoren.

Im biopsychosozialen Verständnis von Gesundheit und Krankheit steht jedes Verhalten unter einem Netz sich wechselseitig beeinflussenden Einflüssen.

Anerkennung des Bio-psycho-sozialen Modells

Im Jahr 2011 wurde der aus Österreich stammende, klinische Psychologe und Verhaltensmediziner Josef W. Egger, auf den ersten Lehrstuhl (im deutschsprachigen Bereich) für bio-psycho-soziale Medizin, an der Medizinischen Universität Graz, berufen.

„Die Grazer Medizinische Universität weist, seit 2004, die bio-psycho-soziale Medizin als ihr Leitbild aus“ (Egger, 2015, S. 54).

Egger ist in seiner Meinung über die Entstehung von Krankheiten, sogar noch einen Schritt weiter, als die Vertreter der Psychosomatik. In der Psychosomatik wird davon ausgegangen, wenn psychologische Faktoren eine schädigende Rolle bei einem Krankheitsverlauf spielen, spricht man von „psychosomatischen Erkrankungen“. In dem bio-psycho-sozialen Modell, so Egger, spielen bei jedem Krankheitsverlauf psycho-soziale Aspekte eine Rolle und dass ergo, nicht mehr in psychosomatischen und nicht-psychosomatischen Krankheiten unterschieden wird (vgl. Egger, 2015, S. 54).

 

Die Ärztin und Professorin (Univ. Iowa), Nancy Andreasen über die Entwicklung eines Bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells:

Ursachen sind häufig vielfältige, miteinander wechselwirkende Faktoren.

  1. Dazu zählen der Zustand der Gene, Genexpression, möglicher Virenbefall, Toxine, Ernährung, geburtstraumatische Verletzungen, persönliche Erlebnisse und Weitere.
  2. Daraus resultieren Gehirnreifung und neuronale Plastizität, Anpassungen bei traumatischen oder belastenden Erlebnissen, Auswirkungen von Medikamenten und Therapien.
  3. Das wiederum spiegelt sich in den mentalen Funktionen wider und hat einen Einfluss auf die Gedächtnisleistung, dem Umgang mit Emotionen, der Sprache und wie das Bewusstsein
  4. Daraus formt der Mensch sein Verhalten und seinen Umgang in seinem sozialen Umfeld.
  5. Bei negativen Verläufen resultieren daraus Krankheiten oder bestehende Krankheiten wirken sich negativ auf die anderen Positionen/Felder aus

(vgl. Andreasen, 2002, S. 43).

Ebenso wie der Psychiater Eugen Bleuler steht Nancy Andreasen dafür, kein Symptom einseitig zu betrachten und, dass Wissenschaftler die Komplexität von Ursachen erkennen und ihnen nachgehen (vgl. Andreasen, 2002, S. 44) und (vgl. Bleuler, 1983, S. 24 f.).

Kontext des Bio-Psycho-sozialen Modells zur psychosozialen Beratung

Das Bio-psycho-soziale Modell ist prädestiniert dafür, dass es von der psychosozialen Beratung im Beratungskontext adaptiert wird.

Als Anwendung in der psychosozialen Beratung und in der Rolle der Prävention.

(Damit aus der Krise keine Krankheit wird).

Aus dem Ist-Zustand des Körpers und der Körperfunktionen lassen sich Rückschlüsse auf den psychischen Zustand ziehen, der eintreten wird, sofern er noch keine Symptome zeigt. Umgekehrt lassen sich aus psychischen Belastungen später eintretende körperliche Beeinträchtigungen und Krankheiten berechnen.

Rückschlüsse lassen sich aus der „sozialen Integration“ und den „zwischenmenschlichen Beziehungen“ von Betroffenen ziehen. Sobald die gestört sind, ist die psychische und physische Gesundheit betroffen.

Die psychosoziale Beratung hat hier einen Einfluss auf die Salutogenese. In ihrem psycho-sozialen Beratungsbereich interveniert sie, sodass Störungen des sozialen Umfelds von KlientInnen nicht zu Krankheitsfällen mutieren. Wer das bio-psycho-soziale Modell versteht, sorgt in der psychosozialen Beratungspraxis für eine enorme Prävention.

Hinweis!

Bei aufmerksamen Lesen der Texte werden Zusammenhänge zu anderen Sichtweisen und Lehren transparent. Ich werde zum Verständnis immer wieder, in  Berichten, die Querverbindungen offenlegen und wie mit der Hypnogenetic eine gemeinsame Umsetzung erfolgt.